Crystal glowing in the light

Ein neuer Morgen

Der Morgen brach an und die ersten Sonnenstrahlen glitzerten auf dem frisch gefallenen Schnee. Lillit schlich durch die Tür und atmete die vertraute Wärme ihres Zuhauses ein. Der Duft von Holz und Kräutern hing in der Luft und das leise Atmen ihres Frauchens erfüllte den Raum mit Frieden.

 

Sie trottete zu ihrem Lieblingsplatz vor dem Kamin, ließ sich auf die Decke fallen und rollte sich zufrieden zusammen. Der kleine Kristall, den sie vom Hüter des Winterwaldes erhalten hatte, lag sicher unter ihrem Bauch verborgen. Er fühlte sich warm an, doch Lillit dachte sich nichts dabei. Für sie war er ein Erinnerungsstück, ein Zeichen ihrer Reise – nichts mehr.

 

Als ihr Frauchen kurze Zeit später aufwachte, trat sie lächelnd zu Lillit und kraulte ihr sanft die Ohren. „Na, du kleine Schnüffelnase, du siehst aus, als hättest du etwas erlebt“, sagte sie liebevoll.

 

Doch als sie sich hinsetzte, um den letzten Schnee aus Lillits Fell zu bürsten, stieß sie auf etwas Unerwartetes. „Was hast du da?“, fragte sie überrascht und zog den Kristall hervor. Sein sanftes Glimmen ließ sie innehalten. „Wo hast du das her?“

 

Lillit hob den Kopf und schnaubte, ihre braunen Augen blickten treuherzig. Sie konnte die Frage nicht beantworten, doch ihr Herz fühlte sich seltsam leicht, als ihr Frauchen den Kristall betrachtete.

 

„Das ist wunderschön“, murmelte ihr Frauchen, während sie den Kristall gegen das Licht hielt. Er funkelte in allen Farben und seine Wärme schien sich im ganzen Raum auszubreiten. Nach einem Moment der Stille stand sie auf. „Wir müssen etwas Besonderes daraus machen.“

 

Lillit’s Frauchen nahm den Kristall mit zum Tisch, an dem sie am Vorabend Geschenke gebastelt hatte. Nach kurzem Suchen fand sie etwas Draht, woraus sie eine Halterung für den Kristall formte. Behutsam befestigte sie ihn an einem schönen Band und legte es Lillit um den Hals. „Jetzt kannst du ihn immer bei dir tragen“, sagte sie und lächelte. „Du siehst aus wie eine richtige Abenteurerin.“

 

Lillit wedelte fröhlich mit dem Schwanz. Die Kette fühlte sich richtig an und sie trug den Kristall mit Stolz. Doch sie hatte noch keine Ahnung, dass er mehr war als ein Andenken.

Am Abend saßen die beiden gemeinsam vor dem Kamin, als etwas Unerwartetes geschah. Lillit sah ihren Frauchen an, ihre Gedanken kreisten um die Bilder des Winterwaldes, die noch so lebendig in ihrem Kopf waren. Der Kristall um ihren Hals begann plötzlich, sanft zu glimmen und ein Gefühl durchströmte sie – etwas, das sie nicht erklären konnte.

 

„Was ist das?“ murmelte ihr Frauchen, die den Kristall bemerkt hatte. Sie sah Lillit direkt an und in diesem Moment geschah es: Gedanken, die Lillit nicht aussprechen konnte, schienen ihren Weg in die Gedanken ihres Frauchens zu finden.

„Der Wald war so wunderschön… die leuchtenden Bäume, die magischen Wesen…“

 

Ihr Frauchen starrte sie an, die Augen weit geöffnet. „Habe ich das gerade… gehört?“ flüsterte sie.

 

Lillit blinzelte überrascht, doch als sie erneut an den Winterwald dachte, spürte sie, dass ihre Gedanken wieder geteilt wurden. Sie wedelte aufgeregt und sprang in den Schoß ihres Frauchens.

 

Beide brachen in Lachen aus, das den Raum erfüllte. „Du kleiner Zauberhund“, sagte ihr Frauchen, Tränen der Freude in den Augen. „Das ist das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe.“

 

Lillit legte ihren Kopf auf ihre Knie und spürte die Wärme der Magie, die sie mit ihrem Frauchen verband. Der Kristall war nicht nur ein Andenken – er war der größte Schatz, den sie jemals besessen hatte und ihr Leben für immer verändern würde.

 

Von diesem Tag an trug Lillit  den Kristall stets bei sich. Sie wusste, dass sie immer mit ihrem Frauchen sprechen konnte, auch ohne Worte. Und obwohl ihre Abenteuer im Winterwald vorerst beendet waren, spürte sie, dass ihre Reise erst begonnen hatte – eine Reise, die sie nicht allein antreten würde.

 

Ende von "Lillit und der magische Winterwald"
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