Deep Winter Forest

Das Flüstern des Waldes

Es war eine Nacht, wie sie nur im tiefsten Winter vorkommt. Der Schnee lag schwer auf den Bäumen, und die Welt war in eine funkelnde Stille gehüllt. Lillit Schnüffelnase, die neugierige und abenteuerlustige Hundedame, lag auf ihrem Lieblingsplatz vor dem knisternden Kaminfeuer. Draußen war es so still, dass sie sogar das Knirschen des Schnees hören konnte, wenn irgendwo ein Ast brach.

 

Doch diese Nacht war anders.

 

Ein seltsames Flüstern drang durch den eiskalten Wind. Es war kein Geräusch, das Lillit kannte – es klang wie das Wispern von Stimmen, die zu weit entfernt waren, um sie zu verstehen. Ihre Ohren zuckten, und sie hob den Kopf. Etwas ließ ihr Herz schneller schlagen. Es war, als würde der Wald sie rufen.

 

Lillit sprang auf und schlich zum Fenster. Ihre schwarze Nase drückte sich gegen die kalte Scheibe, während ihre Augen in die Dunkelheit spähten. Zuerst sah sie nichts, doch dann bemerkte sie es: eine Spur im frisch gefallenen Schnee. Die Abdrücke waren groß und deutlich, aber sie sahen anders aus als die von Menschen oder Tieren. Sie wirkten … seltsam, als würde jemand mit unregelmäßigen Schritten durch den Schnee gleiten.

 

Ein innerer Drang ließ sie ihre Zweifel abschütteln. Lillit wusste, dass sie hinaus musste, auch wenn ihr Frauchen tief und fest schlief. Leise schnappte sie sich ihren Schal – den mochte sie besonders, weil er nach einem großen Abenteuer roch – und schlich sich durch die Tür hinaus in die klirrende Kälte.

 

Draußen war die Luft glasklar, und der Wald wirkte seltsam lebendig. Die Bäume leuchteten, als wären sie mit Lichterketten geschmückt, doch kein Mensch hatte diese Lichter aufgehängt. Es waren die Bäume und Pflanzen selbst, die zu leuchten schienen. Lillit blieb einen Moment lang stehen, beeindruckt von der Schönheit, die sie nie zuvor bemerkt hatte.

 

Dann fiel ihr Blick wieder auf die Spur. Sie führte direkt in den Wald hinein, wo die Dunkelheit die funkelnden Bäume verschluckte. Lillit zögerte. Ihre Pfoten prickelten, als ob der Schnee sie in eine unbekannte Welt ziehen wollte. Doch die Neugier war stärker. Mit einem tiefen Atemzug setzte sie ihre erste Pfote auf den schimmernden Pfad.

 

Der Wald schien sie zu erwarten.

 

Was sie nicht wusste: Dieser Winter würde ihr Leben für immer verändern.

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