Guardian of the forest

Der Hüter des Waldes

Die Lichtung, auf der sich das Herz des Winters befand, begann sich zu verändern. Das Licht wurde sanfter und die Luft fühlte sich plötzlich wärmer an, wie die sanfte Umarmung eines ersten Frühlingshauchs. Lillit spürte, dass sie nicht mehr allein war.

 

Das Licht des Herzens wurde heller und aus ihm trat eine riesige Gestalt hervor, die aus purem Eis und Magie zu bestehen schien, die Augen voller Weisheit und Wärme. Obwohl die Gestalt Stärke und Erhabenheit ausstrahlte, wirkte sie in keinster Weise bedrohlich.

 

„Du bist weit gekommen, kleine Sucherin.” Die Gestalt sprach mit einer Stimme, die klang wie das sanfte Knistern von Schneeflocken, die auf Eis treffen. „Ich bin der Hüter des Winterwaldes.“


Während er sprach, wandelte sich seine Form ständig. Mal war sie menschlich, einen Moment später wie ein lebender Baum, dann ein riesiger Hirsch mit mächtigem Geweih.

 

Lillit neigte ehrfürchtig ihren Kopf. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

 

Der Hüter lächtelte. „Das Herz ist die Quelle unserer Magie, die Essenz des Winters und des Waldes. Doch es wurde aus dem Gleichgewicht gebracht. Deine Reise hat uns gezeigt, dass auch die Kleinsten Großes bewirken können.“

 

Er trat näher an das Herz heran und berührte es leicht. „Das Herz des Winters ist mehr als nur Magie. Es ist die Verbindung zwischen Licht und Dunkelheit, Stille und Sturm, Kälte und Wärme. Ohne das Herz verliert der Wald das, was ihn zusammenhält, und seine Bewohner verlieren ihre Magie.“

 

Lillit hob vorsichtig den Kopf, ihre Stimme zitterte leicht. „Aber warum würde die Dunkelheit das Herz zerstören wollen, wenn es so wichtig ist?“

 

Der Hüter hob seine kristalline Hand und das Licht des Herzens flackerte sanft. „Nicht alles, was dunkel erscheint, ist böse. Die Dunkelheit, der du begegnet bist, ist Teil des Waldes, wie das Licht. Doch sie hat vergessen, dass sie nicht allein existieren kann. Sie suchte nach einem Platz und in ihrer Verzweiflung hat sie das Herz des Winters verletzt.“

 

Lillit dachte an die Dunkelheit, die sie getroffen hatte und an die Worte des Schattens. Sie verstand, dass Harmonie nicht bedeutet, die Dunkelheit zu bekämpfen, sondern sie zu akzeptieren.

 

Der Hüter wandte sich Lillit zu und seine Augen schienen bis in ihre Seele zu sehen. „Du hast geholfen, das Gleichgewicht zurückzubringen,“ sagte er. „Und so soll dir ein Teil der Magie des Winters anvertraut werden.“

 

Er streckte eine Hand aus und aus dem Herzen des Winters löste sich ein kleiner, schimmernder Kristall. Er glühte mit einem sanften, beständigen Licht, als ob er die Essenz des Waldes in sich trug. Der Hüter trat näher und ließ den Kristall sanft in Lillits Pfoten fallen.

 

„Dieser Kristall wird dich an deine Reise erinnern und er wird dir den Weg weisen, wenn du jemals verloren bist. Er trägt die Magie des Winterwaldes in sich und so wirst du immer mit ihm verbunden sein.“

 

Lillit betrachtete den Kristall mit ehrfürchtigem Blick. Er fühlte sich warm und lebendig an. „Ich werde ihn immer in Ehren halten“ sagte sie leise, ihre Stimme bebend vor Dankbarkeit und Demut.

 

Der Hüter trat zurück, seine Gestalt wurde wieder eins mit dem Licht des Herzens. „Deine Reise ist fast zu Ende, doch der Wald wird dich weiterhin brauchen, kleine Sucherin. Vielleicht nicht sofort, aber eines Tages wirst du wieder gerufen werden.“

 

Mit diesen Worten verblasste der Hüter langsam, bis nur noch das Licht des Herzens blieb. Sie trat zurück und betrachtete den Kristall. Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt, nun war es an der Zeit, den Heimweg anzutreten.

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